Mitgeteilt von Regierungsrat Schlicht, Aschendorf
Wenngleich der nachstehende Vortrag über die Moorbrücke in Neurhede mehr als hundert Jahre zurückliegt, so hat er doch im Hinblick auf die in den letzten Jahren und Jahrzehnten entdeckten Moorbrücken in den linksemsischen Mooren und die neuerdings eingeleitete Erforschung vor= und frühgeschichtlicher Wege ein allgemeines Interesse für unsere emsländische Heimat.
Besonders auch aus dem Grunde, weil die Neurheder Moorbrücke ganz in Vergessenheit geraten ist. Die Ansicht des Vortragenden, daß die Moorbrücke in Neurhede sowie die in den benachbarten holländischen Mooren aufgefundenen ihre Entstehung den Römern verdanken und um das Jahr 15 unserer Zeitrechnung angelegt sein sollen, dürfte irrig sein. Es braucht nur darauf hingewiesen werden, daß die große Anzahl der aufgefundenen Moorbrücken (30 bis 40 in den Mooren zwischen Holland und Deutschland sowie im südlichen Oldenburg und in der Diepholzer Gegend) gegen diese Ansicht spricht. Auch ist durch neuere Untersuchungen festgestellt, daß die Brücken aus verschiedenen Zeiten stammen und von den Germanen angelegt sind. Es mag möglich sein, daß einzelne Moorbrücken von den römischen Legionären benutzt oder errichtet sind; es finden sich aber Moorbrücken in Gegenden Deutschlands, die von den Römern nie betreten wurden.
Bei verschiedenen Moorbrücken ist das moderne Hilfsmittel zur Bestimmung des Alters angewandt, die sog. Pollenanalyse, so z. B. bei der im August 1934 im Oberlangener Moor aufgefundenen Moorbrücke durch Dr. F. Jonas. Diese sowohl als auch die von demselben Forscher vorgenommene Untersuchung zweier Moorbrücken im Stapeler= und Langener Moore haben ergeben, daß die Anlage um das Jahr 200 unserer Zeitrechnung anzusetzen ist.
Nach Dr. Siebert „Die Bohlwege in Nordwestdeutschland“ hat Kurt Pfaffenberg seit 1933 einige Moorbrücken in der Diepholzer Gegend pollenanalytisch untersucht und die Anlage einer derselben um 1100, einer zweiten um 1000, der dritten um 350 v. Chr., sowie von zwei weiteren um 100 bis 200 n. Chr. datiert.
Ergibt sich somit, daß die meisten Moorbrücken von den Germanen angelegt sind, so muß uns die große Anzahl derselben auffallen. Sie ist ein Beweis dafür, daß der urgeschichtliche Wegebau bei den Germanen auf einer beachtlichen Stufe der Technik stand, daß ferner ein lebhafter Verkehr zwischen den einzelnen Stämmen der Germanen stattfand, der hauptsächlich dem Austausch von Handelswaren diente. (Salz, Geräte und Waffen aus Metall, Bernstein, Häute und Vieh.) Daß diese Anlagen nur dem Durchgangsverkehr gedient haben, ist wohl nicht anzunehmen.
Wenn in letzter Zeit von Rhede aus auf den alten Heerweg, den sog. Osseweg am linken Emsufer hingewiesen wurde, der von Ostfriesland über Brual, Rhede nach Bourtange führt, so scheint die Neurheder Moorbrücke eine Verbindung von diesem Heerweg nach Heede zu sein.
Eine Fortsetzung der linksemsischen Moorbrücken zur Weser findet sich am rechten Emsufer in der im Meßtischblatt als „römischer Bohlweg“ eingetragenen Moorbrücke von Tinnen nach Sprakel (Gem. Stavern im Hümmling), ferner nördlich von Leer durch das Langener Moor.
Es muß nun der Umstand auffallen, daß die alten Moorbrücken, die in so großer Anzahl ein dichtes Netz der Verbindungen durch Nordwestdeutschland und Holland darstellen, in späterer Zeit vergessen sind und nicht mehr benutzt wurden.
Es scheint, daß dieser Umstand auf die Völkerwanderungen, die in den ersten Jahrhunderten der geschichtlichen Zeit stattfanden, zurückzuführen ist. Zur Zeit der Römerzüge saßen im Emslande die Amsivarier. Die späteren Bewohner des Emslandes, die emsländischen Sachsen, pflegten nach ihrer Einwanderung zunächst wohl keine Beziehungen zu den westlichen Nachbarn und so scheint man den Verkehr über die Moorbrücken aufgegeben zu haben. Infolge des schnellen Wachstums der Moore wurden die Bohlwege schon bald durch den Moostorf überwuchert.
Ueber einige Orte zu den Zeiten der Römer an der Nieder=Ems und andere Römische Anlagen und Altertümer daselbst, vorgetragen in der am 19. Oktober 1826 zu Münster, unter dem Vorsitze Sr. Exzellenz des Geheimen Raths und Ober=Präsidenten von Vincke gehaltenen Sitzung des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens, vom Advok. und Geometer H. Bödiker aus Aschendorf im Herzogtum Arenberg:Meppen.
Ueber
die langen Brücken im Herzogthum Arenberg=Meppen und der benachbarten holländischen Provinz Drenthe.
In der Gegend von Dersum treffen wir auf jene merkwürdigen Reste aus dem Alterthum, welche in größerer Ausdehnung im Drentheschen in Holland und im Diepholzischen entdeckt und in den letzteren Jahren unter dem Namen: Moorbrücken oder Blockwege bekannter geworden sind. Ueber die eine kleine halbe Stunde von Dersum am linken Emsufer, zwischen dem Dorfe Heede und der Kolonie Neurhede in nordwestlicher Richtung gelegenen, bis jetzt nur erst an einzelnen Stellen wiederaufgefundene Moorbrücke ist meines Wissens nirgends eine umständlichere Nachricht mitgetheilt worden.
Der in der Nähe von Heede beim Auswerfen einer Torfgrube entdeckte Theil dieser Moorbrücke ist jetzt wieder von dem Moore bedeckt und dadurch der Untersuchung entzogen. Von hier in nordwestlicher Richtung über´s Moor gelangt man nach einer kleinen Stunde an die Ländereien des Bernd Tieke zu Neurhede. Als dieser Kolonist schon vor mehreren Jahren seine Grundstücke mit tieferen Gräben einzog, wurde in zwei derselben, die in geringer Entfernung von einander in paralleler Richtung fortlaufend, in einer Tiefe von 3-4 Fuß der jetzt noch sichtbare Theil unserer Moorbrücke aufgefunden.
Bernd Tieke versicherte mir, dieselbe auch noch ferner gegen Nordwesten hinauf entdeckt zu haben, wo er aber wegen seiner Aecker das Aufgraben nicht gestatten könne. Der wenngleich nur in geringer Erstreckung in den Gräben an´s Licht gekommene Theil läßt indeß die Richtung und Bauart dieser Brücke hinlänglich erkennen. Erstere geht, wie schon bemerkt, nordwestlich oder in Beziehung auf die in der Nähe von Heede entdeckte, jetzt wieder verschwundene Moorbrücke, womit die Neurheder offenbar in Verbindung gestanden, oder vielmehr eine Brücke ausgemacht hat, südöstlich. In der Nähe von Heede hat man schon festen Sandboden, welcher sich an die Ems hinauf erstreckt.
Nach der Bestimmung jener Brücken, über sie die Sümpfe zu passieren, wird die Heeder oder Neurheder wahrscheinlich wohl schon eine Strecke vor Heede, wo dieser Zweck nicht mehr erreicht zu werden brauchte, aufhören. Wie weit über Neurhede hinaus in das angrenzende Niederländische Territorium die Brücke sich aber erstrecken und welche Richtungen sie dort nehmen mag, läßt sich, da keine fernere Untersuchungen darüber angestellt worden, unmöglich angeben.
Die Brücke besteht aus zum Theil noch jetzt ziemlich festen, erst gespalteten und dann roh behauenen Holzstücken besonders von Eichenholz, welche 4 Fuß lang, einen halben Fuß und darüber breit und einige Zoll dick sind, und in der Quere dicht an einander auf einer Unterlage parallel mit der Richtung der Brücke gelegter, eine verschiedene Dicke und Länge habender, und nach ersterer bald zu sieben und bald zu neun aneinander gereihter Baumstämme von verschiedenem Holze ruhen. Hierunter befindet sich eine Lage Strickholz, besonders von Birken, welche man an der noch gut erhaltenen Rinde erkennen kann, in größerer und geringerer Tiefe. Das Ausweichen der Baumstämme zu verhindern und zur größeren Festigkeit der Brücke hat man wahrscheinlich die einzeln an beiden Seiten befindlichen, wohl 8 Fuß langen Pflöcke eingetrieben.
Ueberhaupt ist unsere Moorbrücke den zwischen Walte und Meerdinge im Drenthoschen entdeckten sehr ähnlich. Das gleiche Bedürfnis dort wie hier den schlöpfrigen und einsinkenden Moorboden mit Sicherheit passieren zu können, welches vorzüglich bei einer großen Menge fühlbar werden möchte, welche keinen anderen Weg nehmen konnte, oder wollte, gab den bewundernswürdigen Blockwegen im Holländischen sowie im Herzogthum Arenberg=Meppen eine gleiche Anlage. Einzelne Pfade mochten auch schon in jenen früheren Zeiten in welchen wir die Entstehung dieser Brücke zu suchen haben, über das Moor führen, dem einzelnen Wanderer konnten sie genügen, nicht aber einer Masse Menschen, welche mit Gepäck, Waffen usw. ihren Zug über das Moor nehmen mußte. Einem solchen verdankt daher ohne Zweifel die große Anlage der Moorbrücken ihre Entstehung.
Die bei Neurhede eignet sich indeß wegen ihrer geringen Breite nicht für Transporte mit Pferden und Wagen. Eine solche wie die dazu brauchbare an zwölf Fuß breite Bohlenbrücke bei Wale würde sich gewiß auch hier noch entdecken lassen, wenn eine zweckmäßige Untersuchung deshalb vorgenommen würde. Schon die Nähe und ähnliche Konstruction der Drentheschen Brücken sowie ihre gleiche Tiefe unter dem Moore läßt auf ihre wenngleich nicht unmittelbare Verbindung mit der Neurheder schließen, oder doch wenigstens annehmen, daß jene und diese einem Zwecke gedient haben. Von diesem Gesichtspunkte diese großen Brücken und im Zusammenhange mit anderen alterthümlichen Entdeckungen betrachtet, wird uns die Geschichte auf eine Begebenheit in frühere Zeiten führen, wovon wir mit größter Wahrscheinlichkeit die Entstehung derselben herleiten können.
Als i. J. 1818 die Drenthoischen Moorbrücken entdeckt wurden, kamen aus den bedeutendsten Städten Hollands die Gelehrten nach Walte um sie in Augenschein zu nehmen. Darauf wurden in den verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften die einzelnen Meinungen darüber mitgetheilt, zugleich fand sich das Königlich=Niederländische Institut der Wissenschaften bewogen, eine eigene Kommission zur genaueren Untersuchung der Sache zu ernennen. Die im Gefolge derselben von dem Herrn van Spandow aufgestellte Meinung, daß Drenther Bauern die Brücke angelegt, und zwar bei Gelegenheit der Stiftung des Klosters ter Apel, erhielt den Beifall des Instituts. Die übrigen darüber eingegangenen Abhandlungen lassen indeß größtentheils die Brücken durch die Römer anlegen a).
(Anmerk. a) Auf einer Reise nach Holland im vorigen Jahre hatte ich das Vergnügen mit dem Herrn van Spandow zusammen zu treffen, der beiläufig bemerkt, für ein vorzüglicher Dichter gilt. Im Gespräche mit ihm über die Alterthümer seines Landes hatte er kein Hehl in Betreffs der Moorbrücken, mir zu erklären, seine Meinung darüber sey eine bloße Konjektur und wolle er wohl einräumen, daß man bei weiterer Untersuchung noch zu einem Resultate gelangen könne, welches die Brücken als römischen Urspungs darstellte.)
Neben dem haben die Niederländischen Gelehrten kein historisches Ereignis, welches nur immer mit den Moorbrücken in einem ursachlichen Zusammenhang zu bringen war, unberührt gelassen; und suchen sie demnach ferner die Entstehung der Brücken bald durch den Einfall des Münsterischen Fürstbischofs B. von Galen, des Bundesgenossen Ludwigs des XIV. in die Provinz Gröningen; bald duch den Krieg der Niederländer mit den Spaniern zu erklären. Wieder andere suchen ihren Ursprung aus der von dem Herzog Georg von Sachsen im J. 1514 von Sachsen nach Friesland, worüber sein Vater die Erbstadthalterschaft erlangt hatte, angelegten Post=Straße; oder von dem Fürsten von Geldern, als er um´s J. 1530 das Haus Wedde und die Herrlichkeit von Westerwalde in der Provinz Gröningen, einnahm, herzuleiten. Endlich soll sie durch die Regularen im Kloster ter Apel angelegt seyn und zuletzt wird die Brücke für einen heiligen Weg - via Sacra – aus der heidnischen oder für einen Theil einer der sieben großen freien Land= und Wasserstraßen im Norden von Deutschland aus späterer Zeit ausgegeben.
Diese letztere Meinungen halten aber alle bei näherer Prüfung nicht Stich, um nicht zu weitläufig zu werden, verweise ich hier überhaupt auf die Holländische Literatur über diesen Gegenstand, und besonders auf die Abhandlung des Herrn Predigers Westendorp, über die zwischen Walte und ter Apel entdeckten Brücken, welche sich im 2. Stücke der zu Gröningen herauskommenden „Aentiquiteiten, heidkoudedig Tydschrift“ findet. Westendorp, ohne sich jedoch bestimmt darüber ausgesprochen zu haben, scheint sich gleich wohl auch zu der Meinung hinzuneigen, nach welcher die Brücken eine Römische Anlage sind. Eine gute deutsche Abhandlung über die Moorbrücken bei Walte von Frid. Arends steht 14 Hft. Jahrg. 1820 des Rhein.=Westpfäl. Anzeigers. Er gibt aber den Brücken ein zu hohes Alter, indem er ihre Entstehung weit über die Zeiten der Römer hinauslegt; und Balloostedt im 1. Bande seines Archivs für die neuesten Entdeckungen aus der Urwelt läßt sie sogar schon dem grauesten Alterthum angehören.
Die Züge der Römer nach der Ems geben noch immer die wahrscheinlichste Erklärung über den Ursprung unserer Moorbrücken ab. Nach Tacitus b) (Annal. I. 61. 36. II. 6. 8. IV. 73) und Diocarhius c) (Röm. Gesch. I. IV. 20.) waren die Römer während ihrer Kriege in Germanien, besonders wegen der vielen Sümpfe und Moreste, welche sie zu überschreiten hatten, oft genöthigt, Brücken zu schlagen. Die rohe Bearbeitung der Moorbrücken durch Axt und Beil spricht für ihre Anlage durch Militair; so wie ihre ungeheuere Ausdehnung, welche der morastige Boden nothwendig machte, nur durch eine große Menge zugleich in Thätigkeit gesetzter Arbeiter und durch eine Ausdauer wie die der alten Römer beschafft werden konnte.
Von letzteren zeigt die Umgebung der Moorbrücken noch verschiedene unverkennbare Spuren in den alten Lagerplätzen; bei der Festung Bourtange eine halbe Stunde von Neurhede sowie in Drenthe fand man römische Münzen; und Nunnink erwähnt in Sepulcho. Westpfahl. eines bei Uhlen ausgegrabenen Siegelringes mit den Buchstaben V.L.S. welche das Standquartier der fünften Legion - Quintae legionisstatio - bezeichnen sollen. Ganz in der Nähe der Walter Brücke in gleicher Tiefe mit derselben wurde ein Paar alter Halbstiefeln - caligulae - gefunden.
Die Tiefe von drei bis vier Fuß d) (an verschiedenen Stellen der Walter Brücke ist die Höhe des Moors darüber weit geringer, welches von dem Brennen des Moorbodens zum Buchweizen herrührt.) In welcher die Walter und Neurheder Brücke unter dem Moore entdeckt wurde, läßt immer ein so hohes Alter derselben annehmen, als die Zeiten der Römer es erfordern: wenn man gleich aus der Höhe der Moorschichte, welche über den Brücken liegt, niemals ein bestimmtes Alter derselben zu folgern suchen darf; indem Wachsthum des Moors von allerhand Einflößen und Umständen abhangen, bald schneller, bald langsamer vor sich geht, und man auch nicht bestimmen kann, wieviel die Brücken durch ihre eigne Schwere gesunken sind. Daß das Holz der Brücken mitunter noch ziemlich wohlerhalten ist und zur Verzimmerung angewandt werden kann, gibt für ein jüngeres Alter keinen Beweis ab; denn es ist bekannt, daß das Holz, besonders von Eichen und Erlen, wenn es unter der Erde allen Einflößen der Luft und Temperatur entzogen, ruht, der Verwesung widersteht. Fichten und Tannen werden freilich ihres Harzstoffes beraubt. Zu der Erhaltung der Moorbrücken mag vielleicht auch noch die Säuere des Moorbodens besonders beigetragen haben.
Nach der gewöhnlichen Meinung der Niederländer welche die Brücken römischen Ursprungs halten, sollen sie dieselben seyn, welche L. Domitius, Kaiser Nero´s Großvater anlegte und über welche Caecina nach der Anordnung des Feldherrn Germanicus seinen bekannten Rückzug nehmen möchte. Auf den ersten Augenblick macht diese Meinung einigen Anschein haben, welcher aber bei näherer Prüfung derselben bald verschwindet. Die so genaue und detaillierte Beschreibung der Umgebung der Domitianischen Brücken, welche in Tac. Ann. I. 63. und 64. steht, paßt durchaus nicht auf das Terrain, welches unsere Moorbrücken umgibt. Dieses weiter auszuführen darf ich mich enthoben halten, da jene Behauptung außerdem in der damaligen Lage der Dinge und den Umständen, welche Caecina´s Retirade näher bestimmten, ihre bündigste Widerlegung findet.
Ich darf hier auf die trostliche Entwicklung jenes berühmten Rückzugs von Caecina in der Schrift des Herrn Sonkeland über die Straßen der Römer und Franken zwischen der Ems und Lippe nur verweisen, nach welcher man unmöglich mehr annehmen kann, daß derselbe so tief an der Ems hinunter erfolgt sey. Die Walter und Neurheder Brücken müßten daher erst später, nämlich auf dem Zuge des Germanicus nach der Ems im J. Chr. 15 durch die Römer angelegt worden seyn. Nach dem Plan dieses Feldherrn e) Anm. e) Cac. Amn. j. 60.) sollte sein Heer in drei Abteilungen, wovon jede einen besonderen Weg zu nehmen hatte, an der Ems zusammen treffen. Caecina zog demnach mit 40 Kohorten durch das Gebiet der Bructerer, Germanicus selbst mit 4 Legionen zu Schiffe der Küste entlang; und Gedo führte in der Mitte die Reiterei an den Grenzen der Friesen her.
Als Caecina beim Vordringen auf die Moräste zwischen Walte und ter Apel, welche im ehemaligen Lande der Bructerer liegen, stieß und die er um seine Vereinigung mit Pedo und Germanicus an der Ems zu bewirken, zurücklegen mußte, war er genötigt, über solche, Brücken zu schlagen, auf welchen seine Truppen mit Sicherheit den einsinkenden Moorboden passieren konnten. Nachdem der festere Sandboden bei ter Apel erreicht war, verfolgte er diesen mit seinen Kohorten in der Richtung über ter Har, Sellingen nach Bourtange, wo er sich seitwärts gegen Neurhede wendete und hier von einem aus gleicher Ursache zur Anlegung von Brücken gezwungen sah, um endlich bei Dersum – Tenderium? – die Ems zu gewinnen.
Wirft man einen Blick auf die Karte und denkt man sich die von drei Seiten herbeiziehende römische Armee, welche sich unterhalb Dersum, an der Emsa im Lande der Friesen, ihrer Bundesgenossen vereinigen müsste; - oberhalb Dersum war das feindliche Gebiet der Bructerer – und die aus 4 Legionen, 40 Kohorten und einer angemessenen Reiterei bestehend, leicht über 50 000 Mann zählen mochte, welche zu ihrer gehörigen Ausbreitung bei ihrer Vereinigung, eine Umordnung und Verwickelung zu vermeiden, gewiß eine Strecke von acht Meilen, welcher die Entfernung der Emsmündung (von welcher nicht weit entfernt Germanicus seine 4 Legionen, den linken Flügel des vereinigten Heeres ausgeschifft hatte) von Dersum gleichkommt, erforderten, so darf man nicht zweifeln, daß Caecina auf dem bezeichneten Wege mit seinen Truppen, als rechtem Flügel zu dem übrigen Heere an der Emsa gestoßen sey.
Den von ihm geführten 40 Kohorten, beiläufig auf 20 000 Mann angeschlagen, konnte es bei der Nähe des Materials in den damals allenthalben in Germanien verbreiteten Wäldern auch nicht sehr schwierig werden, die für ihren, nun einmal nothwendig durch das Moor zu nehmenden Weg erforderlichen Brücken anzufertigen. Nach der Vereinigung zog das Heer an der Ems in das Land der Bructerer hinauf, solches allenthalben bis in die Nähe des Teutoburger Waldes verwüstend, und erreichte endlich nach weiterm Fortrücken den Feind in der Gegend der Weser. f) (f. Moeser Osnabr. Geschichte I. 3ter Abschn. § 14. Tacitus Ann. I. 60. 63.) hiernach glaube ich dargethan zu haben, das unsere Moorbrücken bei Gelegenheit des ersten von Germanicus unternommenen Zuges nach der Ems, durch die dem Befehle des Caecina übergebene Heeresabtheilung von 40 Kohorten angelegt worden seyen.
Quelle: Mein Emsland 14. Jahrgang 1938 Beilage zur Ems-Zeitung
Verlag: Theodor Rosell, Verlagsgeschäft der Ems-Zeitung, Papenburg