Marktplatz
Hier drehte sich alles um das liebe Vieh
Der Marktplatz an der Hauptstraße ist der Platz, an dem auch heute noch die Heeder Kirmes bzw. Häier Kärmse stattfindet. Diese ist seit 1378 belegt und wurde wahrscheinlich auch schon weit vor 1378 abgehalten. Der Heeder Markt war einer der ganz wenigen Märkte im heutigen Emsland. Nur sehr wenige ausgewählte Orte verfügten damals über das Marktrecht.
Haus des Bürgers mit Denkmal Wäägehüüsken (historische Viehwaage)
Erläuterung zum Denkmal Wäägehüüsken (historische Viehwaage)
Der Text auf der Tafel lautet wie folgt:
Heimatverein Heede
Der plattdeutsche Begriff „Wäägehüüsken“ bedeutet wörtlich „Wiegehäuschen“. Um 1930 fasste der damalige Gemeinderat unter dem Vorsitz von Bürgermeister H. Connemann (+ 18.04.1945) den Beschluss, für die Heeder Bauernschaft und Kleinsiedler eine öffentliche Waage zum Wiegen von Nutztieren und landwirtschaftlichen Produkten anzuschaffen. Nicht jede Hofstelle oder Kleinsiedler besaß zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine Dezimalwaage. Für diesen Zweck wurde auf dem Marktplatz ein Bauwerk mit der Bemaßung von ca. 6,50 X 3,40 X 2,40 m (Länge X Breite X Traufhöhe) errichtet. Für das Außenmauerwerk wurden rote Klinkersteine und bei der Dacheindeckung des Satteldaches die Schermbecker Tonziegel verwendet.
Die geeichte Waage, die bewegliche Viehrampe, notwendiges Handwerkszeug und Reinigungsgegenstände gehörten zum ständigen Inventar des „Wäägehüüskens“, denn es ist anzunehmen, dass einige Tiere ihren Angstkot hinterließen. Ansprechpartner für die Benutzung der öffentlichen Waage war der Gemeindediener, welcher zugleich der Wiegemeister war. Während des 2. Weltkrieges (1939 – 1945) und in den Folgejahren war Gerhard Mauer der Wiegemeister, Gemeindediener und Fleischbeschauer. 1961 /1962 gab die Gemeinde das Inventar des „Wäägehüüskens“, Waage, Viehrampe und das Nutzungsrecht in private Hand. Der neue Standort des „Wäägehüüskens“ war das Grundstück der Familie Fugel am Marktplatz. Mit dem Verkauf und der Sanierung des Marktplatzes wurden die Fundamente und Mauern des „Wäägehüüskens“ geschleift. Die Technisierung der Landwirtschaft im 20. Jahrhundert war notwendig, weil viele Fremd- und Familienarbeitskräfte in andere Wirtschaftsbereiche abwanderten und viele plattdeutsche Begriffe aus der Landwirtschaft lautlos verschwanden, darunter auch der Begriff „Wäägehüüsken“.
Einmal, so das „Wäägehüüsken“, hat ein Bauer nach dem Wiegen und von dem Erlös der Nutztiere gleich nebenan die „32 %-Option“ gewählt, während seine Frau daheim auf Bares wartete. Gegen Abend kam der Bauer heim. Mit schwerer Zunge berichtete er seiner Frau von der „32 %-Geldanlage“. Äußerlich machte sie noch einen ruhigen Eindruck, aber innerlich kochte sie vor Wut. Sie schmiedete ihren Plan. Bei der nächsten Ablieferung von Nutztieren würde sie mitgehen und persönlich die Geldscheine bei dem „Wäägehüüsken“ in Empfang nehmen. Der Bauer willigte ohne Murren ein. Der Haussegen war gerettet.
Die Holzskulpturen wurden aus dem Eichenstamm der „Steinerbude“ beim Schützenplatz gefertigt und erinnern an das 20. Jahrhundert. Die neue Marktplatzgestaltung im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms wurde im Jahr 2017 umgesetzt.
Heede 2017, Ernst Rilk
Vor der alten Viehwaage herrschte vor allem an den Markt- und Kirmestagen großes Gedränge
Bericht der Ems-Zeitung vom Heeder Markt 1995