vor 45 Jahren gestorben am 9. Juni 1932
von Alfons Dietrichsdorf
Als Hermann Abels am 12. Juni 1932 auf dem Ostfriedhof in Paderborn unter großer Anteilnahme seiner Angehörigen, Freunde und Bekannten beigesetzt wurde, hieß es in einem seiner Nachrufe, er habe sich „um die Heimatforschung verdient“ gemacht. Dass diese anerkennende Formel nicht nur aus Höflichkeit niedergeschrieben wurde, beweisen etliche Werke aus seiner Feder, die noch heute als wichtiges Handwerkszeug in den Bücherborden besonders der emsländischen Heimatforscher und –freunde zu finden sind. Zum Beispiel durch seine „Ältere Kirchengeschichte des Emslandes“ und die „Ortsnamen des Emslandes“, die nach 45 Jahren in der Bedeutung noch unüberholt sind, wird allein schon der bleibende Wert seiner Arbeit deutlich.
Neben seinem Foto mögen einige biographische Daten dem Leser die Persönlichkeit und das Schaffen Hermann Abels verdeutlichen, der am 13. November 1855 als Sohn eines Landwirts in Heede/Ems geboren wurde. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Meppen und dem Studium von Germanistik, klassischer Philologie und Geschichte legte er 1880 die Prüfung für das Höhere Lehramt ab. Während seiner zweijährigen Tätigkeit als Gymnasiallehrer in Lingen und in Emden behinderte ihn ein Halsleiden mehr und mehr und veranlasste ihn schließlich zu einem Berufswechsel. Am 1. Juni 1882 begann er eine Tätigkeit als Zeitungsredakteur beim „Westfälischen Merkur“ in Münster, die er 1883 bei der „Germania“, dem führenden Organ der damaligen Zentrumspartei in Berlin, fortsetzte. Seit 1884 war er Redakteur an der „Aachener Volkszeitung“ in Aachen. 1887 heiratete er Mathilde Hoffmann, die Tochter eines Volksschullehrers aus Oldenburg (Old.). Dem jungen Paar starb das erste Kind in Aachen. 1889 – er war inzwischen Redakteur an einer Tageszeitung in Gelsenkirchen – starb ihm das zweite Kind. 1892 wurde er Chefredakteur der politischen Tageszeitung „Westfälisches Volksblatt“ in Paderborn. 1900 starben ihm in Paderborn drei seiner Kinder an einer Seuche. Trotz eines Lebens voll harter Schicksalsschläge und einer zunehmenden Behinderung durch ein Augenleiden fand er noch die Kraft, sich neben seinem journalistischen Beruf intensiv mit der Heimatkunde zu befassen; so arbeitete er leitend mit im „Altertumsverein Paderborn“, im „Egge-Gebirgs-Verein“, im „Westfälischen Heimatbund“ und in anderen Organisationen für Heimatforschung und Heimatpflege. Im Alter von 62 Jahren legte er 1917 die Chefredaktion seiner Zeitung in jüngere Hände, blieb aber noch Redakteur des heimatkundlichen Teils des „Westfälischen Volksblattes“. 1920 gründete er für diese Zeitung die Heimatbeilage „Heimatborn“, die er bis zu seinem Tode redigierte. 1921 starb sein letzter Sohn infolge der Strapazen aus dem I. Weltkrieg, und am 28. Februar 1926 verlor er nach 39jähriger Ehe auch seine Ehefrau. Seitdem betreute ihn seine letzte ihm verbliebene Tochter. Am 1. Juni 1932, anlässlich seiner 50jährigen Redakteurstätigkeit im Dienste der katholischen Presse und des Zentrums, wurden ihm im Rahmen einer Jubiläumsfeier zahlreiche Ehrungen zuteil. Kurz darauf verstarb er am 9. Juni in Paderborn.
Neben seinem heimatkundlichen Engagement im Raume Paderborn beschäftigte sich Hermann Abels etliche Jahrzehnte intensiv mit der Geschichte seiner emsländischen Heimat, zu der er stets einen regen Kontakt aufrechterhielt. Früchte dieser Emslandforschung veröffentlichte er laufend; so u. a. die kirchengeschichtliche Untersuchung „Die Christianisierung des Emslandes und der heilige Ludger“ (1924). 1927 folgte das Buch „Die Ortsnamen des Emslandes in ihrer sprachlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung“; dieses Werk gilt heute als die wichtigste Arbeit von Hermann Abels über das Emsland. 1930 erschien seine Schrift „Zur ältesten Kirchengeschichte des Emslandes“. Etliche Aufsätze zu heimatkundlichen Themen, z. B. „Emsländische Volksweisheit“ (in plattdeutscher Sprache), „Die Schärpenburg und ihre Riesenlinde bei Heede“, „Zur Abstammung emsländischer Ortsnamen“, „Name und Geschichte der Tunschere“, „Zu den alten Bohlwegen im niederdeutschen Sumpflande“, veröffentlichte er im „Heimatkalender“, der in den zwanziger Jahren vom Kreise Meppen herausgegeben wurde. Auch in „Mein Emsland“, der früheren Heimatbeilage der „Ems-Zeitung“, erschienen in den Jahren von 1925 bis zu seinem Tode laufend einschlägige Aufsätze aus seiner Feder.
Hermann Abels hat auch als erster die Geschichte seines Heimatortes Heede gründlich erforscht und niedergeschrieben. Das aus finanziellen Gründen bisher ungedruckte Manuskript wird im Archiv des Heimat- und Verkehrsvereins Heede verwahrt.
Von Interesse dürfte auch noch sein, dass zu den „Ortsnamen des Emslandes“ ein zweiter, noch unveröffentlichter und nicht minder wertvoller und interessanter Teil existiert, den Hermann Abels noch bis zu seinem Tode bearbeitete und fertig stellte. Es ist schade, dass sich auch hierfür, wie für die Heeder Ortsgeschichte, bisher noch kein Verleger gefunden hat. Das druckfertige Manuskript für die „Ortsnamen des Emslandes“ befindet sich heute im Besitz der Abels-Enkelin Frau Agnes Müller in 8742 Bad Königshofen (Grabfeld), die an einer posthumen Drucklegung sehr interessiert ist, diese aber aus verständlichen Gründen nicht aus privaten Mitteln finanzieren kann.
Vielleicht können diese Zeilen eine Anregung sein, dass von zuständiger (bzw. finanzkräftiger) Seite die Initiative ergriffen wird und die noch unveröffentlichte heimatkundliche Hinterlassenschaft von H. Abels durch den Druck gesichert und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht würde. Hermann Abels, einem Sohne des Emslandes, in dessen wissenschaftlichem Werk seine große Liebe zu seiner Heimat spürbar ist, würde dadurch eine verdiente Ehrung zuteil, die zwar spät, aber nicht zu spät käme.
Quelle: Jahrbuch des emsländischen Heimatbundes Band 23 1977