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Theodora Korte über emsländische Heimatliebe.

Von Hermann Abels.

Einem uns zur Verfügung gestellten Briefe der leider für unsere emsländische Literatur zu früh verstorbenen liebenswürdigen und feinsinnigen Schriftstellerin Theodora Korte, geboren in Aschendorf, (vgl. den Nachruf von Dr. Ed. Egbring in „Mein Emsland“, 1926, Nr. 12) an einen im östlichen Westfalen wohnenden befreundeten Landsmann vom 29. April 1907, kurz nach dem Todes ihres Vaters, entnehmen wir folgende Ausführungen über die Liebe zur emsländischen Heimat, welche es verdienen, von allen Emsländern in und außerhalb der Geburtsheimat nicht nur beachtet, sondern auch befolgt zu werden. Sie mögen zugleich ein Erinnerungsblatt an die liebe Verewigte zu ihrem am 1. September d. J. zum dritten Male wiederkehrenden Todestage sein.

Theodora Korte schrieb:

„…Seien Sie überzeugt, dass die tiefe Heimatliebe, welche Ihren Brief diktierte, bei mir lebhaften Widerhall fand und es mir eine große Freude war, zu sehen, dass die Stürme und Wogen des Lebens, die Reize einer landschaftlich schöneren zweiten Heimat im Herzen eines echten Emsländers das Band nur fester knüpften, das ihn der „großen Mutter“ verbindet, der Heimaterde, der er entsprossen. Ich verstehe es wohl, dass die „Emslandliebe“, die Heimatsehnsucht, nicht sterben kann. Es sind ja nicht bestimmte Menschen oder Plätze, die sich ändern, denen sie gilt, sie sucht die „Seele“ der Heimat, jenes undefinierbare Etwas, das mit tausend Stimmen zu uns redet, wenn wir in ihr weilen dürfen, das unserm eigenen Sein, unserer Eigenart mehr oder weniger sein charakteristisches Gepräge gegeben hat.

Vielleicht gerade, weil unsere Heimat arm ist an sogenannten landschaftlichen Schönheiten, weil das Auge des Fremden achtlos oder höchstens mitleidig über sie hingleitet, hat sie solch fesselnden Zauber für jene ihrer Kinder, die sich liebevoll in sie versenken, denen sie ihre tiefen, verborgenen Reize enthüllt. Ich weiß, auch mir wird die schönste fremde Landschaft – so entzückt ich auch ihre Schönheit in mich aufnehme – nie das sein können, was mir das Emsland ist, seine grünen, blühenden Wiesen, die stille, weite, träumerische Heide mit ihren ewig wechselnden Stimmungen.

Sie haben recht, es wäre schön, wenn uns ein Heimatdichter erstände, so ein ganz großer, der es verstände, seinen Heimatbildern all die zarten, feinen Farbentöne zu geben, die dem Emsland eigen sind, aber auch die markigen, kräftigen Striche, dem neben dem tiefen Verstehen auch die dichterische Gestaltungskraft gegeben ist, ein Werk zu schaffen, das den Menschen an die Seele greift, das sie zwingt, zu sagen: „Es muss ein Land sein, wert geliebt zu werden, eine gute und reiche Heimat, der solche Menschen entsprießen“. Aber auch darin haben Sie recht, wann wird dem Emsland ein solcher Schilderer kommen? Wer die Größe der Aufgabe erkennt, fühlt auch ihre Schwere, und die Genies sind selten heutzutage.

Emmy v. Dincklage? Manche gute Porträtstudie der Landschaft hat sie ja geliefert, aber ich meine, ihren tiefen, charakteristischen Reiz hat sie nicht verstanden. Und ihre Menschen? Nun, sind das nicht oft oder meistens Kosmopoliten, die in jede Landschaft passen, eher vielleicht unter die heiße Sonne des Südens, als in unsern ernsten, schwermütigen Norden? Doch immerhin, Dankbarkeit sind wir ihr schuldig, sie hatte die Heimat lieb. Und ich denke, wie sie es getan, so soll jeder, dem die Feder eine liebe Freundin ist, versuchen, die Heimat zu verstehen und ihrer Eigenart gerecht zu werden, wenn auch „der große Wurf“, das einheitliche Bild, nicht gleich gelingen will. Habe ich Unrecht?

Doch nun ist es an mir, mich zu entschuldigen, dass ich Ihre Zeit so lange in Anspruch nahm. Bei einem Thema, das mir am Herzen liegt, passiert es mir leider oft, dass mir die Feder durchgeht und Sie sehen, dass Sie mit Ihrer Heimatliebe „an die rechte Adresse“ gekommen sind, um mich eines ziemlich verbrauchten Satzes zu bedienen. Das Emsland sendet Ihnen herzliche Grüße!“

Briefe atmen bei Leuten, die Seele haben, das echte Seelenempfinden. Bei der unvergesslichen Theodora Korte war beides der Fall, deshalb darf der obige Brief diese Stelle einnehmen. Er ist in Papenburg geschrieben.

 

Quelle: Mein Emsland Jahrgang 1928 Beilage zur Ems-Zeitung

Verlag: Buchdruckerei der Ems-Zeitung  L. Rosell, Papenburg

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